„Diese Erfahrung bei der WM hat mich geprägt – sowohl sportlich, als auch menschlich“, sagt Philipp Ahouansou. Mit ein bisschen Abstand zum verlorenen Finale am Sonntag kann er das so formulieren: „Klar waren wir im ersten Moment enttäuscht und traurig. Aber ich glaube, dass wir uns nichts vorwerfen müssen und das Turnier so einschätzen können, wie es wirklich war.“ Oder wie es U19-Auswahltrainer Erik Wudtke so herrlich auf den Punkt brachte: „Ihr seid während des Turniers von Jungs zu Männern geworden.“
„Am Ende waren wir eine richtig starke Einheit“
Tatsächlich war die Entwicklung der Mannschaft nicht zu übersehen. Nach der Auftaktniederlage gegen den späteren WM-Vierten Portugal steigerte sich das Team in jeder Hinsicht. Vor allem aber in der Abwehr. „Wie wir da gearbeitet und uns gegenseitig geholfen haben: Das war schon klasse“, sagt Philipp Ahouansou. Dabei sei man als Kollektiv immer enger zusammengewachsen: „Am Ende waren wir eine richtig starke Einheit. Das hat einfach großen Spaß gemacht.“
Zu dieser Einheit zählten neben dem Trio aus dem Nachwuchs der Rhein-Neckar Löwen so hochtalentierte Jungs wie Nils Lichtlein, Veit Mävers oder Alexander Reimann. „Ich denke, dass da auch individuell sehr viel Potenzial in dieser Mannschaft steckt“, sagt Rückraum-Ass Ahouansou. Er selbst hatte innerhalb des Teams eine feste Aufgabe und bekam genauso seine Spielanteile wie die Kollegen Meddeb und Damm.
Sportlich und menschlich viel gelernt
Was er vor allem gelernt hat bei dem Weltturnier im nordmazedonischen Skopje? „Sportlich betrachtet nehme ich mit, dass ich weniger hektisch agieren und mich vielmehr auf meine Stärken besinnen sollte. Und dass ich noch sehr, sehr viel dazulernen kann. Über das hinaus habe ich gesehen, wie wichtig es ist, fokussiert und diszipliniert zu bleiben. Ich denke, diese Erfahrung hat mir eine gewisse Grunddisziplin mit auf den Weg gegeben für die Zukunft.“
Diese Zukunft liegt bei den Rhein-Neckar Löwen. Philipp Ahouansou hat im Frühjahr einen Profi-Vertrag bis 2022 unterschrieben. In der kommenden Saison will er den nächsten Schritt machen, sich Stück für Stück an das Niveau Bundesliga heranarbeiten. Wie schwer das wird, weiß der 18-Jährige sehr wohl. Eine Herausforderung, die der ehrgeizige junge Mann mit den außergewöhnlichen Anlagen gerne annimmt.
Voller Adrenalin in unruhige Nächte
Dass er nach dem mit 28:32 verlorenen Finale bis fast in die Morgenstunden wachgeblieben war, lag am Adrenalin. Ein Phänomen, das er nach jedem WM-Spiel erlebt habe. „Ich war mit Benedikt Damm auf einem Zimmer. Nach Spielen lagen wir da und haben endlos lange noch über einzelne Szenen geredet“, plaudert der Junglöwe aus dem Nähkästchen: „Da waren wir alle immer sehr aufgewühlt.“
Eine WM, das wird schnell klar, ist vor allem für junge Handballer ein einmaliges Erlebnis. Eines freilich, das Philipp Ahouansou auch persönlich einzuordnen weiß. „Ein bisschen haftet wohl der Silberfluch an mir. Ich habe mit der B- und der A-Jugend sowie mit den Löwen II jeweils den zweiten Platz in der Meisterschaft belegt. Und jetzt hier.“
Aber hey: Er ist noch jung. Und da braucht man schließlich auch noch Luft nach oben, oder? „Klar“, sagt Philipp Ahouansou, und kann schon wieder etwas lächeln: „Wegen dieses zweiten Platzes jetzt dauerhaft in Trauer zu verfallen, wäre nicht angemessen. Für uns alle war diese WM mit der Silbermedaille vor allem eines: eine große Errungenschaft.“