Da sind Philipp Ahouansou und David Späth, die ihre ersten Profi-Verträge bei den Löwen bereits unterschrieben haben und fest zum Kader gehören. Da sind Niklas Gierse und Kaspar Veigel, die immer mal wieder in den Profi-Kader rutschen, je nach Personallage einspringen und fest zum erweiterten Kreis gehören. Da sind Veit Schlafmann und Elias Scholtes, die in dieser Saison ihr Profi-Debüt gefeiert haben und ansonsten noch ganz am Anfang ihrer Karriere „bei den Großen“ stehen. So viele Junglöwen wie in dieser Spielzeit haben es bisher noch nie auf einmal geschafft, auf dem Spielberichtsbogen der Profis zu landen. Das freut einen ganz besonders.
„Es macht unglaublich Spaß, die Jungs zu sehen. Und es zeigt auch einmal, was wir hier gerade im Unterbau auch leisten. Das ist in den letzten Jahren vielleicht nicht so wahrgenommen worden, weil nicht so viele in der Ersten Mannschaft gelandet sind“, sagt Oliver Roggisch in Folge 33 von #1team1podcast, dem Handball-Podcast der Rhein-Neckar Löwen, die am 19. März erschienen ist. Der Sportliche Leiter sieht in Verletzungen bei den angestammten Profi-Kräften sowie in der angespannten finanziellen Lage durch die Corona-Pandemie zwei Faktoren, die diese Entwicklung begünstigt haben. Andererseits habe sich auch etwas bei der qualitativen Ausgangslage geändert: „Mit Philipp und David haben wir zwei absolute Top-Talente, die vorher auch nicht immer so da waren. Das muss man auch so ehrlich sagen.“
„Sie sind so ehrgeizig, dass ich ihnen diese Entwicklung absolut zutraue“
Generell müsse man dem Unterbau „ein Riesenkompliment machen“. Man habe Klasse-Trainer, die Tag für Tag rund um das Nachwuchsleistungszentrum in Kronau einen „Riesen-Job“ machten. Für die harte Arbeit seien solche Erlebnisse wie aktuell der gerechte Lohn. Auf der anderen Seite warnt der erfahrene Handball-Kenner davor, den Jungs zu viel aufzubürden. „Es ist, glaube ich, genauso klar, dass selbst Philipp und David noch ein Stück brauchen. Sie sind aber so ehrgeizig, dass ich ihnen diese Entwicklung absolut zutraue.“ Der Unterschied zwischen einem Youngster mit ersten Erfolgserlebnissen und einem gestandenen Bundesliga-Profi: jede Menge harte Arbeit. Arbeit, vor der das Nachwuchs-Duo nicht zurückschreckt. Im Gegenteil.
Beide gehen mit sehr viel Akribie und Einsatzwillen an die tägliche Arbeit, egal ob in der Halle mit Martin Schwalb und den Profi-Kollegen, im Kraftraum, auf dem Laufband oder beim Video-Studium. Selbst ihren ersten größeren internen „Medien-Auftritt“ haben die Jungs exzellent gemeistert. Zusammen mit Kaspar Veigel stellten sich David und Philipp den Fragen von Connys Rudel, dem Kids Club der Rhein-Neckar Löwen, auf einer virtuellen Pressekonferenz. Professionell, unterhaltsam, auskunftsfreudig: So präsentierte sich die drei auf dem digitalen Podium, beantworteten die Fragen der Kinder ziemlich cool und demonstrierten dabei auch eine große Portion Spaß.
David Späth, der erst kürzlich seinen ersten langfristigen Profi-Vertrag unterzeichnete, gab zwei Wochen nach seinem Sportlichen Leiter sein Podcast-Debüt. Zusammen mit Jugendkoordinator Daniel Haase sprach er in Folge 34 über sich, seine sportliche Entwicklung und das Leben als Löwe im Internat. Spannende Einblicke für alle jungen Handballer, die aus erster Hand etwas erfahren wollen aus dem Alltag eines angehenden Bundesliga-Spielers. Dass in einem normalen Tag viel Disziplin und Schweiß stecken, dass es hierfür einen starken Willen und auch eine gewisse Leidensfähigkeit braucht, das wird klar, wenn man dem 18-Jährigen zuhört. Dann, und nur dann kann man sich belohnen mit solchen Spielen wie gegen Balingen.
Am 1. November trafen die Löwen in der SAP Arena auf die Gallier von der Alb, taten sich lange extrem schwer und hatten ab der 18. Minute einen X-Faktor, der letztlich einen Großteil zum wichtigen Heimsieg beitrug: David Späth. Auf acht Paraden kam der blonde Schlaks in seinem ersten größeren Bundesliga-Auftritt, nahm gestandenen Bundesliga-Profis zahlreiche freie Würfe weg. Philipp Ahouansou hatte seine Glanzmomente insbesondere in der Euro League. Mit 11 Toren bei 14 Würfen sicherte er im Duell mit Trimo Trebnje den Löwen den 31:28-Sieg und damit Platz eins in der Gruppe. Es sind solche Momente, die die Karriere eines jungen Handballers prägen können. Ob ins Gute oder Schlechte – darüber entscheiden meistens die Spieler selbst.
Sprungbrett Junglöwen hat Stellenwert erhöht
Man kann jetzt abheben und sich für den Größten halten. Oder man kann am nächsten Tag ins Training gehen mit der Einstellung: Das, was ich jetzt hier mache, wie ich mich hier reinwerfe, das ist genauso wichtig für meine Entwicklung – und deshalb gebe ich jetzt wieder Vollgas. Egal, was am Tag davor auf der Platte war. Letzteres vermitteln nicht nur die Herren Ahouansou und Späth, sondern auch jene Junglöwen, die in dieser Saison den Anschluss zum Profi-Kader geschafft haben. Kaspar Veigel hat sich als echte Alternative auf Rechtsaußen entpuppt, Niklas Gierse seine Feuertaufen speziell in der Euro League bestanden. Und auch Veit Schlafmann und Elias Scholtes haben ihre noch eher begrenzten Aufgaben auf höchstem Niveau seriös und professionell erfüllt.
Auf die Frage, ob er als Nachwuchskoordinator zufrieden sei speziell mit dieser Saison, entgegnet Daniel Haase im Löwen-Podcast: „Ja, auf jeden Fall. Natürlich sind das in manchen Fällen nur Momentaufnahmen. Aber wir haben generell so viele Talente bei den Löwen. Wenn man die dann bei den Profis sieht und wie sie sich dort beweisen, das macht einen schon stolz und bestätigt die eigene Arbeit der letzten Jahre, aber auch die Arbeit, die davor schon geleistet wurde.“ Das Sprungbrett Junglöwen, das wird bei eingehender Betrachtung klar, hat in den vergangenen Jahren seinen Stellenwert deutlich erhöht – nicht zuletzt, wenn man in die Kader einiger anderer Erst- und Zweitligisten schaut.
So tummeln sich zahlreiche ehemalige Löwen-Youngsters bei den Eulen Ludwigshafen, aber auch bei zahlreichen anderen Profi-Klubs. Dass der Sprung vom Löwen-Unterbau zu den Profis mit höchsten Ansprüchen und immenser Erwartungshaltung nach wie vor superschwer ist, daran besteht kein Zweifel. Und so findet auch Daniel Haase den Umweg über eine Leihe oder ein paar Jahre bei einem anderen Verein vollkommen legitim, genauso wie Oli Roggisch. Auf dem Kontinuum zwischen Nachwuchs-Förderung und Verpflichtung fertiger Spieler bevorzugt der Sportliche Leiter einen Mittelweg, und sendet damit ein deutliches positives Signal an den Löwen-Nachwuchs.