Nach 90 gespielten Finalminuten waren die Junglöwen auf Titelkurs. Sie führten zur Halbzeit in Potsdam gegen die Füchse Berlin mit 15:14. Nach der 24:25-Heimniederlage hatten sie damit nach drei Vierteln der Gesamtspielzeit rechnerisch die Nase hauchdünn vorn, denn es war klar, dass sie am Ende auswärts mehr als 25 Treffer erzielen würden.
Der Weg zur Halbzeitführung der Junglöwen war bezeichnend, denn er hatte Parallelen zum Hinspiel in Östringen. Parallelen, die auch die zweite Halbzeit bereithalten sollte, jedoch mit weit größeren Ausschlägen als in der Woche zuvor – eine Achterbahn der Gefühle. Doch der Reihe nach.
Starker Start der Badener
Die Junglöwen kamen gut in die Partie und führten nach Treffern von Valentin Willner, Cedric Mayer und Laurin Karrenbauer sowie einem von Dave Hörnig parierten Siebenmeter mit 3:1 (4.). Doch wie bereits im Hinspiel ist es die erste Zeitstrafe gegen die Löwen, welche die Füchse erstarken lässt. Die Hausherren nutzen ihre Überzahl für einen Doppelschlag zur ersten Führung – 4:5 aus Sicht der Löwen (10.). Das Momentum ist bei den Füchsen, sie bleiben auf dem Gaspedal, lassen sich auch durch eine Haase-Auszeit nicht stoppen, und enteilen den Junglöwen zum 5:9 (16.) und 6:10 (17.).
Die Junglöwen brauchen einen neuen Impuls und so entscheidet sich Haase für die Einwechslung von Theo Sommer, der – nach über fünf Monaten Verletzungspause noch immer nicht vollends auskuriert – in der Vorwoche ein glückloses Kurz-Comeback gegeben hatte. Diesmal jedoch zahlte sich die Hereinnahme des Linkshänders aus, denn das Spiel der Löwen bekam mehr Breite, war schwerer auszurechnen und es öffneten sich Räume, welche die Berlin Abwehr zuvor geschlossen halten konnte.
Aufholjagd führt zu Pausenführung
Die Löwen starteten eine Aufholjagd und beim 10:12 (22.) bat Füchse-Trainer Norman Flödl seine Mannen zum Team-Time-out. Davon ließen sich die Gelbhemden indes nicht beeindrucken. Sie blieben dominant, gestärkt durch wichtige Paraden des zwischenzeitlich eingewechselten Jonas Pleimes im Tor, und schafften durch Felix Göttler den Anschlusstreffer zum 13:14 (25.). Die Gelbhemden waren im Flow, frenetisch angefeuert von ihren mitgereisten Fans, und ließen sich auch durch die zweite Zeitstrafe gegen Göttler nicht aus der Bahn werfen. Die Löwen gewannen die Unterzahlsituation und glichen durch Laurin Karrenbauer aus (14:14, 29.), ehe sein Bruder Lennart sogar das 15:14 (30.) folgen ließ.
Mit maximaler Euphorie gingen die Badener in die Kabine, denn sie hatten die Füchse vor der Pause sechs Minuten lang torlos gehalten und mit einem 3:0-Lauf das Spiel zu ihren Gunsten gedreht. Hieran im zweiten Durchgang anknüpfen, war die Devise, und der Meisterpokal wäre die Beute der Löwen. Doch es kam leider anders – völlig anders.
Durststrecke nach dem Seitenwechsel
Wie bereits in der Vorwoche fanden die Füchse nach Wiederanpfiff deutlich besser zurück in die Partie. Die Junglöwen wirkten übermotiviert, vor allem im Angriff, so als wollten sie ihr Glück mit der Brechstange erzwingen. Während bei den Füchsen hingegen plötzlich alles klappte und sie sich in einen Rausch spielten. Es waren fatale glücklose Minuten, die den Junglöwen das Genick brachen und schlussendlich die Meisterschaft entschieden. Die Füchse zogen mit einem 8:1-Lauf auf 16:22 (42.) davon und Haase musste sogar früh seine dritte und letzte Auszeit investieren, ehe seine Jungs nach endlos langen 14 Minuten endlich das zweite Mal im zweiten Durchgang trafen (Elias Ciudad-Benitez zum 17:22, 45.).
Postwendend erhöhten die Füchse wieder +6 (17:23, 45.) und es waren nur noch 15 Minuten zu spielen. Doch die Junglöwen gaben sich nicht auf, denn bereits im Viertelfinalhinspiel gegen Dormagen hatten sie einen solchen Rückstand in der Schlussviertelstunde gedreht. Die Löwen öffneten die Deckung, verteidigten immer höher und in der Crunchtime gingen sie sogar vollends in Manndeckung über. Alles oder nichts. Und ihr Risiko wurde belohnt: Doppelschlag durch Sommer zum 19:23 (46.) – Auszeit Berlin. Beim 22:25 (50.) und 24:27 (51.) sind die Löwen auf drei Tore dran, aber die Füchse schlagen erneut zurück und erhöhen auf 24:29 (53.). Die Gelbhemden kämpfen, Dave Hörnig im Kasten ist mit Paraden zur Stelle, und vorne trifft Lucas Pabst dreimal in Serie zum 27:29 (57.). Doch es reicht nicht mehr. In der 59. Minute erzielen Pabst (zum 30:31) und Sommer (zum 31:32) zwar noch jeweils den Anschluss, aber für den Ausgleich oder gar den benötigten Siegtreffer reicht die Zeit am Ende nicht mehr. Die Füchse retten sich ins Ziel und sind nach 120 intensiven, emotionalen Handballminuten Deutscher A-Jugend-Meister der Saison 2023/24.
2005er-Jahrgang vier Mal im Finale
Nicht nur für Daniel Haase endete mit diesem Spiel eine unfassbar erfolgreiche Zeit bei den Junglöwen, auch für den Jahrgang 2005 bedeutete der Schlusspfiff eine Zäsur. Es war das letzte Spiel der 2005er im Jugendhandball, einer der erfolgreichsten Jahrgänge in der Geschichte der Junglöwen: In ihren zwei Jahren in der B-Jugend und ihren zwei Jahren in der A-Jugend standen die 05er jedes Jahr (!) im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Dreimal wurden sie Vizemeister, 2022 Deutscher Meister. Felix Göttler, Lennart Karrenbauer, Dave Hörnig und Theo Sommer gewannen zusammen mit dem Team Baden-Württemberg den Deutschland-Cup und im Dress der Deutschen Nationalmannschaft holten sie 2022 bei der Europäischen Jugendolympiade Gold für Deutschland.
Felix Göttler, der dominanteste Halblinke der JBLH, verlässt die Löwen zusammen mit Haase in Richtung Essen, Alexander Momber wechselt zum TuS 04 Dansenberg. Alle anderen 2005er bleiben dem Verein erhalten: Kreisläuferkante Valentin Willner, der sich mit überragenden Leistungen einen Profivertrag erspielt hat, die Rückraumachse Lennart Karrenbauer und Theo Sommer sowie die pfeilschnelle, treffsichere Flügelzange Lucas Pabst und Cedric Mayer. Vielen Dank für eure Leistungen und eure Treue.
RNL: Dave Hörnig, Jonas Pleimes – Jakob Baumgärtner, Elias Ciudad-Benitez (2), Frederik Breithaupt, Felix Göttler (6/1), Laurin Karrenbauer (4/1), Lennart Karrenbauer (2), Jan Knaus, Cedric Mayer (1), Alexander Momber, Lucas Pabst (7/1), Theo Sommer (6), Valentin Willner (3). Trainer: Daniel Haase. Co-Trainer: Tobias Knaus.
Riesiger Dank gebührt Daniel Haase, dem Architekten des Erfolgs. Er hat nicht nur große Siege mit den Löwen gefeiert, sondern auch große Handballkarrieren erfolgreich auf den Weg gebracht. Denn darum geht es im Jugendhandball zuvorderst: die Entwicklung von Talenten – als Sportler auf der Platte und als Persönlichkeiten neben dem Feld. DANKE FÜR ALLES, Daniel!
Co-Trainer Tobias Knaus bleibt den Junglöwen erhalten und wechselt ins Trainerteam der C-Jugend, bereit dazu, die nächsten Handballtalente in der Junglöwenschmiede heranreifen zu lassen. Danke für dein riesiges Engagement und dein Herzblut, Tobi.
Nach der Saison ist vor der Saison: Auf eine erfolgreiche Spielzeit 2024/25, liebe Löwenfans. Vielen Dank für eure unermüdliche Unterstützung unserer A-Jugend. Genießt die handballfreie Zeit und auf bald in der Halle, wenn nach dem Sommer die Bälle wieder fliegen.