Es scheint, als könne sich der Handballgott nicht entscheiden, wer als Sieger vom Platz gehen soll, wenn die Junglöwen und die Jungwiesel des TSV Bayer Dormagen mit den Jahrgängen 2005/06 in K.o.-Spielen aufeinandertreffen. Nach zwei denkwürdigen Unentschieden in den B-Jugendhalbfinals der Saison 2021/22 kannte das erste Viertelfinalspiel in der U19 abermals keinen Sieger - Endstand 29:29 (14:15).
Um es vorwegzunehmen: Die Dramaturgie der hochintensiven 60 Minuten im TSV Bayer Sportcenter lässt sich kaum in Worte fassen. Daher, liebe Löwenfans, sammelt im Rückspiel eure eigenen, unbeschreiblichen Erfahrungen und seid dabei, wenn unsere U19 sich mit eurer Unterstützung anschickt, erneut zum erlesenen Kreis der besten vier deutschen A-Jugend-Teams zu zählen.
Schwerstarbeit gegen Jungwiesel
Spiele gegen die Jungwiesel sind Schwerstarbeit. Das bekamen die Mannen von Cheftrainer Daniel Haase unmittelbar zu spüren. Die Junglöwen starteten fahrig in die Partie und taten sich schwer, klare Chance zu kreieren. Anders die Hausherren, welche sich schnell mit drei Toren absetzen konnten (3:6 aus Sicht der Junglöwen, 7.). Haase zog die Reißleine, Auszeit (4:7, 10.), denn seiner Mannschaft fehlte es an Orientierung. Mit seinen Worten traf er den Nerv seiner Jungs, denn diese drehten nun auf. Der glücklos ins Spiel gestartete Dave Hörnig im Tor war urplötzlich omnipräsent und zeigte eine Glanzparade nach der nächsten. Während seine Vorderleute - angeführt von ihrem unwiderstehlichen Topscorer Felix Göttler (11/3) - Durchschlagskraft entwickelten. Der Schwung der Junglöwen mündete in einem fantastischen 8:2-Lauf (4x Göttler, 3x Lucas Pabst, 1x Lennart Karrenbauer), mit dem sie auf 12:9 (19.) stellten und ihre mitgereisten Fans in Hochstimmung versetzten. Doch die Jungwiesel steckten nicht auf, kamen über eine Dreierserie zum Ausgleich (13:13, 26.) und gingen sogar mit einer Ein-Tore-Führung in die Halbzeitpause (14:15).
Nach Wideranpfiff verschliefen die Junglöwen erneut die Startphase und hatten in der Abwehr erkennbar Abstimmungsprobleme beim Tempospiel des TSV, sodass sich Haase abermals gezwungen sah, mit einer frühen Auszeit beim Stand von 16:19 (36.) gegenzusteuern. Doch diesmal verhallten seine Appelle, die Jungwiesel waren weiterhin oben auf und fanden in der Offensive einfache, schnelle Lösungen. Nach einem Doppelschlag der Rheinländer hieß es 18:24 (43.) und die Junglöwen liefen Gefahr, sich um die Früchte all ihrer Arbeit zu bringen, die sie in dieser langen, kräftezehrenden Saison bislang investiert hatten.
Letzte Auszeit sorgt für Initialzündung
Die Jungwiesel hatten Wirkungstreffer gesetzt und die Junglöwen taumelten. Haase reagierte sofort. Auszeit - seine dritte und letzte. 60 Sekunden Zeit, um das Ruder in den Köpfen seiner Jungs herumzureißen und sie an ihr großes Ziel zu erinnern. Es war die Initialzündung einer unfassbaren Aufholjagd: Göttler zum 19:24 (44.), gefolgt von einer Dreierserie von Laurin Karrenbauer, Valentin Willner und Pabst zum 22:25 (47.) - Auszeit Dormagen. Doch die Junglöwen blieben gallig, verteidigten mit maximaler Hingabe ihr Tor und hatten mit Dave Hörnig einen Teufelskerl zwischen den Pfosten. Die Löwen holten weiter auf, Anschlusstreffer durch Elias Ciudad-Benitez zum 26:27 (51.). Die Crunchtime ist in vollem Gange, aber die wiederholte Chance zum Ausgleich bleibt ungenutzt. Hörnig hält seine Junglöwen im Spiel und tötet in der 54. und 55. Minute gleich zwei Siebenmeter in Folge. Wahnsinn!
Nach sieben torlosen Minuten treffen die Hausherren wieder und die Junglöwen liegen mit 26:28 (56.) im Hintertreffen. Doch die Mentalitätsmonster in Gelb geben nicht auf: Während der TSV einen weiteren Strafwurf liegen lässt, treffen die eiskalten Junglöwen erneut dreimal in Serie zum 29:28 (60.), was für eine Willensleistung. Mit der Schlusssirene gelingt den Jungwieseln noch der Ausgleich zum leistungsgerechten 29:29-Endstand - ein Handballkrimi wie eine Achterbahnfahrt, bei der das Momentum mehr als nur einmal die Seiten gewechselt hat.
Löwen setzen auf Heimvorteil und Fan-Unterstützung
Trotz der aufwühlenden Emotionen war Junglöwen-Coach Haase bereits kurz nach dem Spiel wieder völlig gefasst: "Das war vom Spielverlauf her das Maximale, was wir mitnehmen konnten. So sind wir auch ins Spiel gegangen, das Bestmögliche mitzunehmen, was an dem Tag möglich ist. Wir verschlafen in beiden Halbzeiten jeweils die Anfangsphase und müssen uns ins Spiel zurückkämpfen. Es war ein hartes Spiel mit großer Emotionalität, das uns alle Möglichkeiten für das Rückspiel offen lässt. Allerdings wünsche ich mir, dass wir uns stabiler präsentieren, denn zur Wahrheit gehört auch, dass wir uns 20 Fehlwürfe leisten. Das ist bei weitem nicht die Angriffseffektivität, die wir anstreben und die wir in dieser Saison gezeigt haben. Trotzdem fahren wir zufrieden nach Hause und wissen um unsere Chance im Heimspiel. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir zuhause jeden Gegner schlagen können. Daraus ziehen wir Energie und gehen auch dank des positiven Momentums der Schlussviertelstunde mit einem guten Gefühl in die Trainingswoche."
Auch in Dormagen haben die Schlachtenbummler in Gelb-Blau abermals gezeigt, welcher Verein über die lautesten Anhänger der Liga verfügt. Kommt am Samstag nach Östringen, Löwenfans, und helft mit, die Stadthalle in ein Tollhaus zu verwandeln. Auf dass die Erfolgsserie hält und unsere U19 weiterhin alle ihre Heimspiele in dieser Saison gewinnt!
RNL: Dave Hörnig, Jonas Pleimes - Jakob Baumgärtner (2), Elias Ciudad-Benitez (1), Frederik Breithaupt, Felix Göttler (11/3), Guy-Loup Hofbeck, Laurin Karrenbauer (3), Lennart Karrenbauer (4), Jan Knaus (1), Alexander Momber, Lucas Pabst (6), Valentin Willner (1). Trainer: Daniel Haase. Co-Trainer: Tobias Knaus.