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Junglöwen beißen sich an Berliner Abwehrmauer die Zähne aus

     Männliche A1-Jugend  

Es sollte nicht sein. Im Finalhinspiel um die Deutsche Meisterschaft unterliegen die Rhein-Neckar Löwen den Füchsen Berlin klar mit 22:29 (10:13). Die dezimierten, angeschlagenen Junglöwen zeigen große Moral, kämpfen, probieren alles - und müssen am Ende doch konstatieren, dass sie gegen fantastisch verteidigende Berliner an diesem Abend ohne Chance waren.

Die lange Saison fordert ihren Tribut, und das ausgerechnet zur Unzeit. Der etatmäßige Rückraum der Junglöwen glich vor dem Finale einem Lazarett: Mauni Grupe – Sportverbot mit anschließender OP, Lennart Karrenbauer – frischer Bänderriss im Fuß, Felix Göttler – ohne Training aufgrund massiver Knieprobleme, Theo Sommer – gehandicapt wegen stechender Schmerzen an den Patellasehnen. Und während die drei Letztgenannten dennoch auf der Platte standen, zusammen mit Laurin Karrenbauer aus der B-Jugend, schöpften die Berliner aus dem Vollen. 

Füchse diktieren die Partie

Allzu gerne wäre der frenetisch-lautstarke Löwen-Anhang in der ausverkauften Östringer Stadthalle erneut zum X-Faktor geworden, doch die Füchse gaben sich keinerlei Blöße und diktierten die Partie. Die Junglöwen lagen zu keiner Zeit in Front und hatten nur kurz das Momentum auf ihrer Seite, als sie nach verschlafenem Beginn ein 3:7 (13.) in ein 7:7 drehten (17.). Mehrfach hatten die Hausherren bis zum 9:9 (23.) die Möglichkeit, in Führung zu gehen, aber der psychologisch so wichtige Vorsprung wollte nicht gelingen und die Berliner zogen ihrerseits mit reifer Spielanlage abermals davon (9:13, 30.). 

Nach dem Seitenwechsel kam es noch dicker: Aus dem Anschluss der Junglöwen zum 11:13 (31.) machten die Füchse ein komfortables 11:17 (36.) und erhöhten nach dem 12:17 (37.) sogar auf 12:22 (43.). Ein Debakel zeichnete sich ab, denn trotz des 10-Tore-Rückstands konnten sich die Gelbhemden in dieser Phase nicht über mangelnde Torhüterunterstützung beklagen. Im Gegenteil. Dave Hörnig im Kasten, der nach der Pause Luca Berghoffer abgelöst hatte, kaufte den Berlinern reihenweise Großchancen ab. Ein weiterer Beleg für die erdrückende Dominanz der Gäste an diesem Handballabend, der vor den Augen von reichlich Handballprominenz (u. a. DHB-Präsident Andreas Michelmann, U18/19-Nationaltrainer Emir Kurtagic und Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann) eigentlich ein gelb-blaues Handballfest hätte werden sollen. Die beste Tempomannschaft der Liga braucht im Schnitt fast vier Minuten, um ein Tor zu erzielen – das sagt alles. 

Junglöwen blicken kämpferisch voraus

Es spricht freilich für die Jungs von Trainer Daniel Haase, dass sie sich nicht einfach ihrem Schicksal hingaben, sondern dank aufopferungsvollem Einsatz "nur" mit minus sieben den Kürzeren zogen. "Die Jungs haben eine Riesenmentalität gezeigt, denn wir hätten heute auch mit minus elf oder minus zwölf verlieren können", bilanzierte Haase. "Es ist unglaublich schwer für die Jungs, wenn sie ihren Traum platzen sehen. Aber sie sind drangeblieben und haben dran geglaubt. Das ist sehr, sehr positiv. Und wenn wir am Schluss noch einen Siebenmeter zugesprochen bekommen, dann sind es 'nur' minus sechs. Und es gab schon Finals, die trotz einer solchen Differenz gedreht wurden", weiß Haase.

Und bei aller Enttäuschung, die in der Östringer Stadthalle mit den Händen zu greifen war, blickte der Junglöwen-Coach bereits wieder kämpferisch voraus: "Mit 22 Toren zuhause brauche ich gegen die Füchse Berlin nicht antreten. Da richten wir uns jetzt auf, versuchen gesund zu werden und versuchen, ein richtig klasse Rückspiel zu machen. Das Finale ist erst nach 120Minuten entschieden und erst wenn die Füchse dann immer noch die Nase vorn haben, gratulieren wir zum Titel. Aber bis dahin werden wir alles daransetzen, in Berlin zu gewinnen und werden nicht den Kopf in den Sand stecken. Denn wir wollen uns nicht nachsagen lassen, dass die heutige Angriffsleistung meiner Mannschaft gerecht wurde. All die Auftritte hier in dieser Saison, all die Auftritte auswärts stimmen mich sehr positiv für die Zukunft dieser noch sehr, sehr jungen Mannschaft." 

Glückwunsch an die Füchse Berlin für einen verdienten Sieg, dessen Grundstock in einer unfassbar starken, sehr physischen Abwehrleistung begründet war. Dieser Auftritt war ohne Zweifel meisterlich. Aber die Löwen wären keine Löwen, wenn sie nicht wüssten, zu kämpfen. Sie sind bereits Vizemeister und haben mit einer blutjungen Truppe bereits mehr erreicht, als mancher Handballexperte für möglich gehalten hätte. Jetzt gilt es, in Berlin nochmals alles rauszuhauen, ehe die kommenden Wochen im Zeichen der dringend nötigen Rekonvaleszenz stehen werden. 

Für die Junglöwen spielten: Luca Berghoffer, Dave Hörnig (beide im Tor) - Philipp Alt, Felix Göttler (2), Laurin Karrenbauer (1), Lennart Karrenbauer (1), Robin Kull, Lukas Pabst, Alexander Momber, David Móré (7), Fabian Schwarzer (3), Theo Sommer (1), Theo Straub (2), Valentin Willner (5). Trainer: Daniel Haase.

Highlights

Die Highlights von diesem Spiel sowie Interviews danach gibt es hier

Trainerstimmen

Die Statements von Daniel Haase und Kenji Hövels gibt es hier.

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Richtig Mühe haben die Junglöwen - hier mit Theo Sommer - mit der Füchse-Abwehr - Fotos: Tanja Sommer
Im Anflug: Kreisläufer Valentin Willner
Spielzugansage von Lennart Karrenbauer
Volle Halle und reichlich Prominenz in Östringen