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"Löwen-Fans, es war mir eine Ehre"

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Er hält sich lange wacker, kämpft gegen die Tränen – und verliert dann doch. Als das Banner mit seinem Namen Richtung Arena-Decke gezogen wird, ist Nikolaj Jacobsen überwältigt. Er herzt seinen Sohn, er drückt die Hände vors Gesicht. Dann steht er da, mit offenem Mund und staunendem Blick. „Damit habe ich nicht gerechnet. Das ist eine so große Ehre“, sagt der Trainer, der sich nach dem letzten Heimspiel der Saison 2018/19 von den Rhein-Neckar Löwen verabschiedet. Sportlich betrachtet – leider – mit einer echten Nullnummer.

Gegen die Eulen Ludwigshafen kassierten die Löwen am Mittwochabend eine 26:29 (11:15)-Niederlage. Es war die erste überhaupt gegen den Nachbarn von der linken Rheinseite. Und eine wirklich schmerzhafte. In der Abwehr fanden die Badener über 60 Minuten nie einen Zugriff, insbesondere nicht gegen den klug und konzertiert agierenden Eulen-Rückraum. Im Angriff suchte man lange nach Lösungen – und fand sie bis zum Ende viel zu selten. Durch die dritte Heimniederlage ist Platz drei nach dem 33. Spieltag passé, die Löwen werden die Saison auf Rang vier abschließen.

„Steht auf, wenn ihr Löwen seid“

Dass die Fans die Mannschaft trotz schwacher Vorstellung bis zum Ende anfeuerten und sogar „Steht auf, wenn ihr Löwen seid“ skandierten, machte nicht zuletzt den scheidenden Trainer stolz und glücklich. „Liebe, liebe Löwen-Fans“, wandte sich Nikolaj Jacobsen während seiner Schlussworte an die Menschen auf den Rängen, „es war mir eine Ehre, vor euch zu stehen und diese Mannschaft zu trainieren.“ Jacobsen, der in fünf Jahren sechs Titel mit den Löwen feierte, dankte auch allen Vereinsverantwortlichen, den Ärzten, Physios, den Betreuern und vor allem „einem Freund fürs Leben“, dem Sportlichen Leiter Oliver Roggisch: „Ich werde dich immer in meinem Herzen tragen.“

Emotional wurde es auch bei der Verabschiedung von Gudjon Valur Sigurdsson, Bogdan Radivojevic und Vladan Lipovina, die wie Jacobsen zum letzten Mal im Löwen-Dress auf der Platte in der SAP Arena standen. Ihnen allen sprach Geschäftsführerin Jennifer Kettemann ein großes Dankeschön aus. Zum Erfolgstrainer sagte sie: „Mit deinem Abschied endet eine Ära bei den Löwen, eine fünfjährige Erfolgsgeschichte. Du hast den ganzen Klub auf ein neues Level gehoben. Wir verneigen uns vor einem sensationellen Trainer und einem sensationellen Menschen.“

Löwen-Motor stottert

Zum Spiel: Coach Jacobsen gönnt – auch bedingt durch die Ausfälle von Jesper Nielsen, Andreas Palicka, Alex Petersson und Jannik Kohlbacher (Grippe) – dem Trio Sigurdsson, Radivojevic und Lipovina zum Abschied von den Fans in der SAP Arena einen Einsatz in der ersten Sieben. Radivojevic bedankt sich mit dem 2:2, Lipovina mit einem feinen Pass auf Guardiola am Kreis (5:5, 10.), Sigurdsson mit dem 7:8 per Gegenstoß (15.). Allerdings sind damit auch schon die meisten Höhepunkte der ersten Hälfte aus Löwen-Sicht erzählt. Die Badener tun sich unheimlich schwer gegen die 5:1-Abwehr der Eulen, bei denen wie gewohnt Jonathan Scholz vorgezogen verteidigt. Die Folge sind zahlreiche Ballverluste, mittelprächtige Abschlüsse und – im Umkehrschluss – viele Tempo-Tore der Eulen.

Auf den stotternden Angriffsmotor seiner Mannschaft reagiert Jacobsen nach weniger als zwölf Minuten mit der ersten Auszeit. Er schickt mit Lars Röller den siebten Feldspieler auf die Platte. Der Schachzug geht nach hinten los. Zwei Treffer ins leere Tor landen die Eulen, Alexander Falk stellt auf 8:11 (21.) und 8:12 (22.). Jacobsen wechselt erneut, lässt wieder sechs gegen sechs spielen und beordert Mads Mensah auf halbrechts für den glücklosen Lipovina. Den Eulen macht das nichts. Sie spielen weiter geduldig und auf den Punkt, treffen über alle Positionen und halten den Vorsprung bis zur Pause bei vier Toren. Nur dank Mikael Appelgren, der neben fünf Feldwürfen auch noch zwei Siebenmeter pariert, sind die Löwen beim 11:15 noch einigermaßen auf Tuchfühlung. Zum enttäuschenden Löwen-Auftritt passen die drei verworfenen Siebenmeter von Schmid, Sigurdsson und Tollbring.

Eulen behalten die Nerven

Nach dem Seitenwechsel wird es zunächst nicht wesentlich besser. Der bärenstarke Feld macht mit seinem vierten Treffer das 11:16, Salger legt nach Groetzkis 12:16 direkt das 12:17 nach. Bis zum 14:19 – erneut durch Feld – halten die Eulen den Abstand. Dann nimmt Jacobsen seine zweite Auszeit, rotiert mächtig durch, bringt Steffen Fäth, zum zweiten Mal Röller und Can Adanir im Tor. Vor allem die Hereinnahme Adanirs, Torwart der zweiten Mannschaft, zeigt Wirkung. In den nächsten 13 Minuten landet das Torhüter-Talent fünf Paraden, darunter hauptsächlich freie Würfe. So schieben sich die Löwen nach und nach heran, auch, weil Patrick Groetzki überwiegend spektakuläre Treffer von rechts außen landet.  

Das Löwen-Urgestein trifft zum 15:19 und 20:22 (46.), da sind die Löwen fast dran. Mensah mit dem 23:24 stellt den Anschluss her (51.). Die Wende, oder nur der Ausgleich, gelingen aber nicht. Dafür spielen es die Eulen zu cool – und die Löwen auch weiterhin zu hektisch oder – in der Abwehr – zu unentschlossen. Da auch Torwart Asanin noch einmal aufdreht, ist spätestens beim 25:28 durch Haider 90 Sekunden vor Schluss alles gelaufen. Nach 60 Minuten steht es 26:29. Die Eulen gewinnen erstmals gegen die Löwen, und das auch noch in der SAP Arena, und haben weiter die Chance, in der Bundesliga zu bleiben.

Spielstatistik

Rhein-Neckar Löwen – Eulen Ludwigshafen 26:29 (11:15)

Löwen: Appelgren, Adanir (35.-60.) – Schmid (4/1), Lipovina (1), Sigurdsson (5), Radivojevic (1), Tollbring (1/1), Abutovic, Mensah (1), Fäth (2), Groetzki (5), Taleski (2), Guardiola (3), Röller (1)

Eulen: Asanin, Hanemann – Stüber (1), Salger (5), Dietrich (4), Hideg, Scholz (3), Spiler (1), Haider (3), Feld (6), Falk (3), Hofmann, Durak, Bührer (2), Dippe (1)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Benjamin Matschke

Schiedsrichter: Christian und Fabian vom Dorff

Zuschauer: 9225

Strafminuten: / - Stüber (2), Salger (2)

Siebenmeter: 2/5 – 0/2

Löwen: Schmid scheitert an Asanin (8.), Sigurdsson scheitert am Pfosten (14.), Tollbring scheitert an Asanin (23.)

Eulen: Dippe scheitert an Appelgren (17./27.)

Spielfilm: 0:1, 1:1, 4:5, 5:7, 7:8, 8:9, 8:13, 10:13, 11:15 (HZ), 11:16, 12:16, 14:18, 15:20, 18:20, 19:21, 20:23, 22:23, 23:25, 24:26, 25:28, 26:29 (EN)

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