Als vor Wochenfrist in der Sporthalle des TSV Altenholz von den siegestrunkenen Jungzebras die „HUMBA“ angestimmt wurde, rief ein erzürnter Junglöwen-Kapitän Magnus Gruppe seine geknickten Mitspieler noch auf der Platte in einen Mannschaftskreis zusammen. Um sie aufzurichten und auf das Rückspiel einzuschwören. „Abgerechnet wird zum Schluss“, war die Devise, denn die Junglöwen hatten noch 60 Minuten Zeit, vor heimischem Publikum die Wende zu schaffen. Die Tür zum Finale war noch einen Spalt breit offen. Und genau diesen Spalt stießen die Junglöwen im Rückspiel auf – mit Macht – und marschierten hindurch. Im Stile einer Spitzenmannschaft. Hinein ins Finale!
Löwen voller Glaube, Mentalität und Ausstrahlung
Unbeirrt vom verletzungsbedingten Ausfall ihres Leaders „Mauni“ Grupe diktierten die Junglöwen das Geschehen, angefeuert von ihrem frenetischen Publikum, das sich erneut als achter Mann entpuppte. „Die Mannschaft hat eine unglaubliche Mentalität bewiesen und von der ersten Minute an die Sache geglaubt“, bilanzierte Haase, der völlig zu Recht „sehr, sehr stolz“ auf seine Jungs war. Die Gelbhemden lagen zu keiner Zeit zurück, hatten beim 9:5 (12.) zum ersten Mal die Vier-Tore-Hypothek des Hinspiels getilgt und ließen nach einer perfekt getimten Haase-Auszeit (14.) einen wichtigen 3:0-Lauf folgen (12:6, 19.). Der THW war erkennbar angeknackt und hatte längst zu spüren bekommen, dass ihnen ganz andere Löwen gegenüberstanden als zuletzt – Löwen voller Glaube, Mentalität und Ausstrahlung, die aufopferungsvoll kämpften und in der Abwehr den Grundstein für ihren Erfolg legten.
Der Matchplan der Junglöwen ging voll auf: In der Abwehr arbeitete jeder für jeden und hinter dem Bollwerk spielte sich Keeper Luca Berghoffer in einen wahren Rausch. Er entschärfte reihenweise Bälle und hatte am Ende phänomenale 20 (!) Paraden auf der Habenseite. Das gab dem Angriffsspiel der Junglöwen Sicherheit, das mit großer Breite angelegt war, aber auch mit der nötigen Tiefe und sehenswerten Kreiskooperationen. Im Vergleich zum Hinspiel präsentierten sich die Junglöwen wie ausgewechselt und das gegen einen Gegner, der keinesfalls enttäuschte.
Zebras schöpfen nach Wiederbeginn Hoffnung
„Ich möchte meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen“, sagte THW-Coach André Lohrbach auf der Pressekonferenz, „denn obwohl auf unserer Seite heute einiges nicht gut lief, hat sie nie aufgegeben zu kämpfen. Es war von der ganzen Einstellung, der Kulisse und dem gesamten Drumherum ein würdiges Halbfinale.“ Gleichzeitig erkannte Lohrbach, der sich als fairer Verlierer präsentierte, die Überlegenheit der Hausherren an: „Wir hatten uns gut vorbereitet gewähnt. Allerdings muss man sagen, dass wir heute zu keinem Zeitpunkt eine realistische Chance hatten, das Spiel zu gewinnen. Wir waren heute nicht auf Augenhöhe, so dass die Rhein-Neckar Löwen verdient ins Finale einziehen.“
Dabei hatte die Jungzebras zwischendurch ernsthaft Hoffnung geschöpft, denn unmittelbar nach Wiederanpfiff verkürzten sie durch einen Doppelschlag von Battermann auf 18:14 (32.) und hätten bei eigenem Ballbesitz sogar die Chance gehabt, in der Addition beider Spiele rechnerisch wieder die Nase nach vorne zu bringen. Doch die Löwenabwehr war einmal mehr clever und konnte durch einen wichtigen Steal vom aufmerksamen Theo Straub den Ball zurückerobern. Dies war der Auftakt zu fabelhaften dreieinhalb Minuten, die den Junglöwen genügten, um die Weichen endgültig auf Sieg zu stellen.
Reise mit Gänsehautmomenten
Felix Göttler markierte mit seiner individuellen Klasse vier sehenswerte Treffer in Folge, denen Lennart Karrenbauer ein weiteres Tor zu einem blitzsauberen 5:0-Lauf folgen ließ: 23:14 (35.), die Halle stand Kopf, und die Junglöwen waren auf ihrem Weg ins Finale nicht mehr aufzuhalten. Emir Kurtagic, U18/19-Bundestrainer, dürfte beeindruckt gewesen sein, denn vor dem Spiel sagte er im Interview, dass er beobachten wolle, wie sich die Jungs auf dem Feld präsentieren, welche Körpersprache sie haben und wie sie mit Rückschlägen umgehen. Auch diese Duelle gingen an diesem Abend allesamt zugunsten der Junglöwen aus.
Die Hausherren waren obenauf, spielten abgeklärt ihr Spiel und ließen auch vom verletzungsbedingten Ausfall ihres umsichtigen Regisseurs Lennart Karrenbauer (41.) nicht mehr aus der Ruhe bringen. Lennarts jüngerer Bruder Laurin, der zuvor in der B-Jugend bereits auf dem Feld stand, schlüpfte nahtlos in die Rolle und hielt gemeinsam mit dem starken Löwen-Kollektiv dem Druck des THW stand. Näher als auf sieben Tore kamen die Jungzebras nicht mehr heran (28:21, 44.) und mit dem letzten Treffer des Abends stellte der bockstarke Valentin Willner am Kreis mit dem 35:25-Endstand erstmals auf „plus 10“ – die höchste Führung des Spiels und zugleich der Schlusspunkt unter einen bombastischen Auftritt der Junglöwen.
Finales Rückspiel am Pfingstsamstag in Berlin
Der amtierende Meister ist weiter im Titelrennen und wird bereits am kommenden Samstag (19 Uhr) auf die Füchse Berlin treffen. Dann wird die Östringer Stadthalle abermals zum Handballtempel, wenn hunderte Löwen-Fans den Jungs in Gelb Flügel verleihen. Das zu Saisonbeginn intern von den Spielern ausgerufene Ziel war „Halbfinale plus x“. Das erste Plus haben sich die Jungs mit dem Finaleinzug bereits selbst beschert. Jetzt wollen sie mehr – die Operation Titelverteidigung lebt. Noch zwei Spiele. Was für eine fantastische, unfassbare Reise voller Gänsehautmomente!
Das Rückspiel in Berlin findet am Samstag, 27. Mai um 14 Uhr in der Lilli-Henoch-Sporthalle (Sportforum) Berlin, Fritz-Lesch-Straße 32, 13053 Berlin, statt.
Für die Junglöwen spielten: Luca Berghoffer, Dave Hörnig (beide im Tor), Philipp Alt, Felix Göttler (8), Laurin Karrenbauer, Lennart Karrenbauer (4), Robin Kull, Alexander Momber, David Moré (8/3), Fabian Schwarzer, Theo Sommer (4), Theo Straub (3), Valentin Willner (8). Trainer: Daniel Haase.
Highlights und Stimmen
Die Spiel-Highlights und Iinterviews nach dem Spiel gibt es hier.
Trainergespräch
Das offizielle Trainergespräch nach dem Halbfinal-Rückspiel gibt es hier.